14. Mai 2015
Balladenabend
Einen interessanten Abend veranstaltete unsere Literatur-AG, bei dem aus der Schulzeit bekannte und zum Teil damals auswendig gelernte Texte "wiederbelebt" werden konnten. Auch weniger Bekanntes wurde engagiert und eindrucksvoll dargeboten.
In der Ballade sei, so Goethe, "das Lyrische, das Epische und das Dramatische nicht getrennt, sondern wie in einem lebendigen Ur-Ei zusammen."
Die Frage, ob der jeweils ausgewählte Text eine "echte Ballade" im klassischen Sinne darstellt oder einfach nur eine Erzählung im lyrischen Gewand, wurde nicht vertieft, denn bei modernen Balladen war dies nicht so eindeutig zu beantworten.
Der originelle Text von Robert Gernhardt war ein geeigneter Abschluss eines gelungenen Abends.
Und da wirste geborn und da fühlste dich klein und da ließest du alles am liebsten gleich sein und sagtest "Tschüss Alte, tschüss Alter" - doch dann sind da die Falter. Und denen krabbelste nach, denn sie sind so schön bunt, und...
und nu biste schon größer und nu liebste schon wen und die, die du liebst, will nich mit dir gehn und du sagst dir: " Mach Schluß jetzt, Mensch Walter!" doch dann ist da der Falter. Und dem rennste nach, denn der ist so schön bunt, und...
Und denn biste ein Mann und denn läuft es nicht so und denn biste oft traurig und nur sehr selten froh und dann blätterste schon mal im Psalter - doch da ist noch der Falter. Und dem gehste nach, denn der ist so schön bunt, und...
Und dann wird dein Haar grau und dann fühlste dich alt und dann siehste sie plötzlich, diese Gestalt und du fragst Dich: "Wo kommt die Gestalt her? Mensch, die ist doch kein Falter!" Und dann folgst du ihr doch mit verstummenden Mund und...